Jeden Tag ließe sich ein anderer Gipfel besteigen, so viele Berge umgeben das Tal, doch all das ist Kür. Der sagenumwobene Almrücken auf der Hohen Reisch dagegen ist Pflicht - Plicht für all diejenigen, die ein enger Freund Südtirols werden möchten und es nicht nur oberflächlich kennen wollen. Es ist einer der Schönsten Aussichtpunkte der Sarntaler Alpen, von dem man in die ganze Dolomitenwelt bis hin zur Marmolata und dem König Ortler blicken kann. Auch wenn das Wetter einmal nicht so schön ist, besitzt diese Wanderung eine unvergessliche Magie, denn genau dann wirken die "Stoanernen Mandln" besonders geheimnisvoll. Die über hundert willkürlich aufgebauten Steinmänner sind teils mehr als mannshoch. Wie eine Soldatenschar erwarten die aus Sandsteinplatten aufgeschichteten Säulen die Wanderer auf dem Aussichtspunkt.
Hier, auf 2000 m, sollen vor etwa fünfhundert Jahren Hexentänze und Teufelsfeiern zelebriert worden sein - Schauergeschichten wie Gewittermachen und das Verspeisen von Kindern. Eine Gerichtsschrift aus dem Jahr 1540, in der Barbara Pachler bezichtigt wird sich dort oben mit Teufel und Hexen getroffen zu haben, belegt den Ursprung dieser obskuren Theorie. Uralte Ritz-Zeichen deuten sogar darauf hin, dass der Aussichtspunkt bereits vor Jahrtausenden ein keltischer Kultplatz war.